Planspiel MedTech Start-up: Teams präsentieren “Kleinen Businessplan“

Am 4. Juni fand die Zwischenpräsentation des diesjährigen Planspiels „MedTech Start-up“ statt. Bei der Vorstellung des sogenannten „Kleinen Businessplans“ ist es Aufgabe der Teams, den aktuellen Arbeitsfortschritt der Produktentwicklung zu präsentieren. In der anschließenden Feedbackrunde lobten die Unternehmensvertreter*innen und Dozenten die bereits gut ausgereiften Überlegungen und gaben den Studierenden wertvolle Impulse für die weitere Ausarbeitung des Konzeptes mit. Im Juli folgt der finale Pitch inklusive Finanzplan vor einer Fachjury.

Das Planspiel bietet Studierenden die Chance, den Prozess einer Start-up-Gründung praxisnah kennenzulernen und unternehmerische Kompetenzen zu stärken. In diesem Jahr entwickeln alle Teams gemeinsam ein innovatives Medizinprodukt zum Thema „Home Kit“, das Patient*innen bei Self-Care-Prozessen im häuslichen Umfeld unterstützen soll. Dabei fokussiert sich jede der Gruppen auf einen anderen Schritt im Gesamtprozess. Nach Vermittlung theoretischer Grundlagen zu den Themen Organisationsentwicklung, Projektmanagement und Innovation durch die Dozenten Dr. Olaf Gaus und Prof. Dr.-Ing. Kai Hahn und einer gemeinsamen Kick-off-Veranstaltung mit den teilnehmenden Partner-Unternehmen und -Institutionen starteten die Studierenden in die Gruppenarbeitsphase. Die Präsentation des „Kleinen Businessplans“ am 4. Juni diente dazu, den aktuellen Arbeitsfortschritt vorzustellen.


Produktinnovation: Home Kit zur nicht-invasiven Glukosemessung

„Lassen Sie uns gemeinsam die Zukunft der Blutzuckermessung neu denken“, so starteten Denise Gerwinski und Margit Meindl als Vertreterinnen des Teams 6 – Marktanalyse und Kompilat in den Vortrag. Ihr Team ist u. a.  für die Strukturierung und Moderation der Businessplanvorstellung zuständig. Sie skizzierten, welchen Schwerpunkt das neue Produkt haben soll: Entwickelt wird ein Home Kit zur nicht-invasiven Glukosemessung, welches aus einem Wearable für das Handgelenk mit innovativer Sensortechnologie und dazugehöriger App besteht. Mathilda Kirchner aus Team 1 – Vitaldatenaufzeichnung erklärte im Folgenden, wie die Glukosemessungen technisch umgesetzt werden sollen und stellte die Anforderungen zum Geräteaufbau vor. Team 2, vertreten durch Pascal Ilunga Schulte und Felix Perl, konzipiert die Vitaldatenauswertung im Detail, die je nach Zielgruppe – Patient*innen oder zum Beispiel Pflegepersonal – andere Anforderungen in der Datenerhebung und -visualisierung mit sich bringt. In der App soll mittels eines „Tachos“ sofort erkennbar sein, in welchem Bereich sich die aktuellen Blutzuckerwerte befinden. Ebenfalls könnten die Messdaten mit weiteren Daten zu Ernährung, Bewegung oder Schlafqualität in Beziehung gebracht und Prognosen erstellt werden. Um eine adäquate Verteilung der Daten sicherzustellen, skizzierte Amirmahdi Soleimanisalehabadi von Team 3 das Konzept zur technischen Infrastruktur und Datenübertragung. So sollen die Messergebnisse via Bluetooth vom Wearable zum Smartphone mit zugehöriger App und von dort verschlüsselt in eine Cloud gesendet werden, in der die weitere KI-basierte Verarbeitung stattfindet. Gemeinsam mit der BARMER als unterstützender Partner wurde ebenfalls diskutiert, inwieweit die aufbereiteten Daten für Krankenkassen als Zielgruppe von Relevanz sein könnten – etwa zur Versorgungssteuerung und einem Adhärenz-Tracking oder zur Anbindung an Bonusprogramme. Team 4 setzt sich mit dem nächsten Prozessschritt, dem Datenverständnis, auseinander. „Wie machen wir Datenkompetenz zu Gesundheitskompetenz?“, leitete Jana Pickhard ihren Vortrag ein und erklärte, wie zielgruppengerechte Visualisierungen aussehen könnten. Dabei verwies sie insbesondere auf die „drei E’s: easy to access, easy to understand, easy to use“. Team 5 stellte schließlich vor, welche Faktoren es beim Produktkonzept aus medizinethischer und rechtlicher Perspektive zu beachten gilt. Gabrijela Matosevic und Lisanne Schmidt gingen dabei auf die vier ethischen Prinzipien Autonomie, Vermeidung von Schäden, Fürsorge und Gerechtigkeit ein sowie auf die Themen Akzeptanz, Datenschutz und notwendige Zertifizierungen für Medizinprodukte.

Abschließend gaben die Moderatorinnen Denise Gerwinski und Margit Meindl vom Team 6 einen Ausblick auf die Markt- und Wettbewerbsanalyse sowie auf den Finanzierungsplan, bei dem unter Beweis gestellt werden muss, dass sich aus dem Produktkonzept tatsächlich ein tragfähiges Geschäftsmodell ergeben kann. Diese Aspekte sollen beim finalen Pitch im Juli konkreter vorgestellt werden. In der folgenden Feedbackrunde lobten die Unternehmensvertreter*innen den selbstbewussten Auftritt aller Vortragenden und das zum jetzigen Stand bereits gut ausgereifte Konzept.


Feedbackrunde mit den Vertreter*innen der Unternehmen

David Löher, Geschäftsführer der Heuel & Löher GmbH & Co. KG, riet den Studierenden, ihre Zielsetzung weiter zu schärfen und mit konkreteren Aussagen zu untermauern: „Was ist schmerzfrei, was ist präzise und so weiter – das muss man mit Zahlen, Daten, Fakten ausdrücken. Irgendwo muss man Abstriche machen, sonst wird es unendlich teuer. Wer Geld von Investoren will, muss genau wissen, wie viel er wofür ausgeben muss.“ Dr. Rainer Feinen, Vice President eHealth und Standortleiter Köln der Materna Information & Communications SE, merkte an, dass der USP und die anzusprechenden Zielgruppen zwischen den Teams noch nicht final definiert zu sein scheinen. Dies sei ein fundamentaler Schritt, der gemeinschaftlich abgestimmt werden müsse, bevor die Arbeit in den kleineren Teams fortgesetzt werde. Auch Caroline Michelle Schwaab, Referentin im Bereich Selektivverträge und Projektmanagerin der Innovationsfondsprojekte bei der BARMER Krankenkasse, appellierte an die Studierenden, die Details weiter gemeinsam auszudiskutieren und nachzuschärfen: „Denken Sie daran, wie es letztlich in der Versorgungsrealität aussehen soll: Die Kunst liegt darin, sich zu spezifizieren, statt zu viel abdecken zu wollen und bei jedem Akteur Abstriche machen zu müssen“.

Laura Ihrlich, Digital Transformation Managerin und Programmleiterin KI bei der Lohmann und Rauscher GmbH & Co. KG, lobte die Teams für die gelungene Zwischenpräsentation: „Es war alles aus einem Guss, das hat mir schon sehr gut gefallen und mein Interesse für das Produkt ist geweckt! In diesem Stadium ist es nicht tragisch, wenn noch nicht alles im Detail ausdefiniert ist – da liegt noch etwas Arbeit vor Ihnen.“ Sie gab den Studierenden wichtige Impulse mit, wie sie insbesondere die teaminterne Kommunikation verbessern und sich gruppenübergreifend effizienter organisieren können. Felix Krähling vom Gesundheitsamt des Kreises Siegen-Wittgenstein zeigte sich ebenfalls beeindruckt vom Zwischenstand des Produktkonzeptes. Er verwies darauf, wie wichtig es ist, sich akribisch mit den rechtlichen Regularien auseinanderzusetzen: „Man muss sich konkret anschauen, was es bedeutet, ein Medizinprodukt, zum Beispiel in der EU, auf den Markt zu bringen und welche Zertifizierungen nötig sind.“

Dr. Birthe-Marie Mosen und Dr. Harald Stolten vom Entrepreneurship Center der Universität Siegen unterstützten Team 6 in der Vorbereitung dabei, die erarbeiteten Inhalte der anderen Teams zusammenzufügen und in ein Businessplan-Format zu überführen. „Der heutige Vortrag hat die Produktidee deutlich werden lassen, hat jedoch auch Reibungsflächen, Wiederholungen und Lücken im bisherigen Konzept aufgezeigt – aber genau dafür ist die Zwischenpräsentation da“, so Mosen. Nun gehe es darum, den USP und weitere Details zu konkretisieren sowie das Ganze in ein tragfähiges Geschäftsmodell mit realistisch kalkuliertem Finanzplan zu überführen. Auch Stolten lobte die Fortschritte und appellierte an die Studierenden: „Eine gute Zusammenarbeit der Teams ist unabdingbar, dazu gehört auch der Umgang mit möglichen Konflikten – das ist prozessimmanent. Das wird Ihnen auch im späteren Berufsleben immer wieder begegnen: Teamarbeit ist geprägt von Heterogenität und Interdisziplinarität.“

Die Studierenden bekommen nun Gelegenheit, ihr Konzept in den nächsten Wochen zu überarbeiten und Aspekte wie die technische Umsetzung und Zertifizierung, die Zielgruppenbestimmung oder die Wettbewerbsanalyse detaillierter anzugehen. Am 16. Juli findet die Abschlusspräsentation, der sogenannte „Große Businessplan“ inklusive Finanzkonzept, statt. Eine Fachjury aus Wirtschafts- und Finanzexpert*innen bewertet schließlich den finalen Pitch, um den Studierenden einen möglichst realitätsnahen Eindruck eines Gründungsprozesses mit Investorensuche zu vermitteln.


Enge Kooperation mit den Partner-Unternehmen und -Institutionen

Während der gesamten Projektarbeitsphase tauschen sich die Teams eng mit ihren zugewiesenen Partnerunternehmen und den dortigen Ansprechpartner*innen aus, die ihnen mit ihrer Expertise beratend zur Seite stehen. So besuchten die Studierenden in den vergangenen Wochen ihr jeweiliges Partnerunternehmen vor Ort. Nach dem ersten Kennenlernen im Rahmen der Kick-off-Veranstaltung Anfang Mai konnten sie so ein genaueres Bild vom Unternehmen, deren Produkt- bzw. Dienstleistungsportfolio und innerbetrieblichen Prozessen sowie – im Falle des Gesundheitsamtes – von behördlichen Abläufen gewinnen. Bei der anschließenden Diskussion zum Produktkonzept wurden die nächsten konkreten Schritte innerhalb der Teams ausgelotet und die weitere Zusammenarbeit mit den Partnerunternehmen abgestimmt.


Planspiel MedTech Start-up: Innovatives Erfolgskonzept für die Lehre

Das Planspiel findet bereits zum vierten Mal statt und ist im Modul „Medizintechnik“ des Bachelor-Studiengangs „Digital Biomedical and Health Sciences“ der Universität Siegen verankert. Als interaktive Lehrveranstaltung bietet sie den Studierenden die Möglichkeit, bereits früh im Studium praktische Erfahrungen in der Entwicklung innovativer medizinischer Produkte und der damit verbundenen Gründung eines Start-ups zu sammeln. Darüber hinaus werden Kompetenzen wie Selbstorganisation, strukturiertes Arbeiten, interdisziplinäres Denken sowie Kommunikations- und Teamfähigkeit gefördert. Auch im vergangenen Jahr wurden die Studierenden von Unternehmen aus der Gesundheitsbranche unterstützt. Ein Resümee über die Abschlusspräsentationen und das Planspiel 2024 finden Sie hier.

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