Gesundheitspolitische Gespräche: Folge 33 mit Dr. med. Erik Becker

Dr. med. Erik Becker im Gespräch mit Dr. Olaf Gaus

In der DMGD-Video- und Podcastreihe „Gesundheitspolitische Gespräche“ diskutieren Expert*innen über Chancen, Herausforderungen und Trends im Bereich Digitale Gesundheit. In Folge 33 spricht Dr. Olaf Gaus mit Dr. med. Erik Becker, Arzt und Mitinhaber (Partner) der allgemeinmedizinisch-internistischen Gemeinschaftspraxis mit diabetologischem Schwerpunkt in Gebhardshain im Westerwald, über die Versorgungslage im nördlichen Rheinland-Pfalz und die sich verändernden Strukturen in Arztpraxen.

„Festhalten an alten Strukturen, die es immer schon gab – ich glaube, das ist nicht mehr zeitgemäß. Wir werden alle digitaler, das Leben wird schneller, der Informationsfluss nimmt zu. Dem müssen wir uns stellen“, so Dr. Becker. Die Delegation von Praxisaufgaben sei das, was wirklich entlaste, allen voran die medizinischen Fachanstellten mit Weiterbildung zur VERAH (Versorgungsassistenz in der Hausarztpraxis). „Die Einzelpraxis ist ein Konstrukt der Vergangenheit, das ist nicht die Zukunft. Die Zukunft ist, dass man miteinander arbeitet. Ich wäre nie in eine Einzelpraxis gegangen“, betont der Arzt. Die Möglichkeit des Quereinstiegs für Fachärzt*innen in den Beruf der Allgemeinmedizin sorgt dafür, dass verschiedene medizinische Spezialgebiete in einer Gemeinschaftspraxis zusammenlaufen. Davon profitieren sowohl die Ärzt*innen als auch die Patient*innen.

Im Hinblick auf den demografischen Wandel und die Zunahme von Co- und Multimorbidität ergänzt Dr. Becker: „Wenn ich das System weiterführe wie jetzt, dann gibt es nur eine Lösung: Dann brauche ich mehr Ärzte. Die kriege ich aber nicht, zumindest nicht schnell. Das heißt, ich muss gucken, dass ich die Arbeit, die da ist und die mehr werden wird, effizienter abarbeiten kann“. Neben Weiterbildungsmöglichkeiten und einer breiteren Aufstellung des Praxisteams sieht der Arzt gerade bei Pflegediensten, die regelmäßig bei Patient*innen vor Ort sind, Potenzial zur Entlastung. Aktuell sei der Pflegesektor, der viele medizinische Daten erhebt, nicht gut mit den niedergelassenen Ärzt*innen verknüpft. Darüber hinaus sprechen Dr. Olaf Gaus und Dr. Erik Becker über den ‚Masterplan‘, den die Landesregierung Rheinland-Pfalz und Akteure des Gesundheitswesens zur flächendeckenden ambulanten ärztlichen Versorgung aufgelegt haben, über die Krankenhausreform sowie die Relevanz der beiden Krankenhäuser in Kirchen und Hachenburg.

Die gesundheitliche Versorgung in Deutschland steht vor großen Herausforderungen und verändert sich derzeit fundamental. Die Digitalisierung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Hier setzen die von der Digitalen Modellregion Gesundheit Dreiländereck (DMGD) entwickelten Gesundheitspolitischen Gespräche an. In den Interviews wird über den Transformationsprozess von traditionellen hin zu digital unterstützten Versorgungsformen diskutiert und es wird erörtert, wie ein digitalisiertes Gesundheitswesen perspektivisch aussehen könnte, damit alle davon profitieren. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Wünsche und Einschätzungen von Versorgungsprofis aus Medizin, Pflege und Technik sowie von Wissenschaftler*innen und Bürger*innen.

Eine neue Ausgabe der Gesundheitspolitischen Gespräche erscheint jeweils zum Monatsanfang hier auf der DMGD-Website sowie auf dem YouTube-Kanal der DMGD. Ab Folge 6 sind die Gesundheitspolitischen Gespräche auch als Podcast auf Apple Podcasts und Spotify verfügbar.

Vorherige Meldung
Vorbereitungstreffen zur Gründung einer zentralen wissenschaftlichen Einrichtung

Neueste Meldungen