Gesundheitspolitische Gespräche: Folge 27 mit Prof. Dr. Ingo Froböse

Prof. Dr. Ingo Froböse im DMGD-Talk

In der DMGD-Video- und Podcastreihe „Gesundheitspolitische Gespräche“ diskutieren Expert*innen über Chancen, Herausforderungen und Trends im Bereich Digitale Gesundheit. In Folge 27 spricht Dr. Olaf Gaus mit Prof. Dr. Ingo Froböse, Hochschulprofessor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln, über die steigende Relevanz gesundheitlicher Prävention für das Gesundheitssystem.

„Wir haben kein Gesundheitssystem, sondern ein Krankheitssystem“, betont Prof. Dr. Froböse. Er erwartet für die kommenden Jahre eine deutliche Verschärfung der aktuellen Gesundheitslage. Es sei davon auszugehen, dass das Gesundheitssystem im Jahr 2030 die Kosten für die Sozialausgaben der Rentenversicherung übersteigen werde. Um dem entgegenzuwirken, sieht der Hochschulprofessor besonderes Potential in der Förderung gesundheitlicher Prävention. Aktuell sei das System fachlich und finanziell vor allem auf den Bereich der Diagnostik ausgerichtet. „Wir haben keine institutionelle Verankerung in unserer Gesellschaft, was Prävention betrifft“, so Froböse, der Gesundheit als interdisziplinäre Aufgabe betrachtet. Beispielsweise sei die Vernetzung verschiedener Organisationen in der Kommune wichtig, um eine Angebotsstruktur zu schaffen, die nach individuellem Bedarf bedient werden könne. Dabei sei es wichtig, die Bevölkerung in ihren gesundheitlichen Kompetenzen zu stärken, hin zu mehr Verantwortung für die eigene Gesundheit und Lebensqualität.

Weiter bringt Prof. Dr. Froböse Vorschläge ein, diesen Herausforderungen zu begegnen und spricht u. a. über die Notwendigkeit von Präventionsforschung und die Rolle der Wissenschaftskommunikation. Er geht auf Lebensstilerkrankungen ein und rät dazu, schon im Kindesalter präventiv vorzubeugen. Auch sei im Bereich der Pflege Potential vorhanden, das zum Beispiel in der Förderung der Ressourcen der Senioren bestünde, wenn der Fokus vermehrt auf der Rehabilitation läge. Nicht zuletzt sieht er Maßnahmen für das Thema Prävention auf ministerieller Ebene und spricht sich dafür aus, dass Sektorendenken im Gesundheitswesen aufzubrechen. „Wenn wir unsere Gesellschaft für die Zukunft planen – und nur eine leistungsfähige aktive Gesellschaft ist eine gesunde Gesellschaft – brauchen wir ein neues Denken“, so Froböse.

Die gesundheitliche Versorgung in Deutschland steht vor großen Herausforderungen und verändert sich derzeit fundamental. Die Digitalisierung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Hier setzen die von der Digitalen Modellregion Gesundheit Dreiländereck (DMGD) entwickelten Gesundheitspolitischen Gespräche an. In den Interviews wird über den Transformationsprozess von traditionellen hin zu digital unterstützten Versorgungsformen diskutiert und es wird erörtert, wie ein digitalisiertes Gesundheitswesen perspektivisch aussehen könnte, damit alle davon profitieren. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Wünsche und Einschätzungen von Versorgungsprofis aus Medizin, Pflege und Technik sowie von Wissenschaftler*innen und Bürger*innen.

Eine neue Ausgabe der Gesundheitspolitischen Gespräche erscheint jeweils zum Monatsanfang hier auf der DMGD-Website sowie auf dem YouTube-Kanal der DMGD. Ab Folge 6 sind die Gesundheitspolitischen Gespräche auch als Podcast auf Apple Podcasts und Spotify verfügbar.

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