In der DMGD-Video- und Podcastreihe „Gesundheitspolitische Gespräche“ diskutieren Expert*innen über Chancen, Herausforderungen und Trends im Bereich Digitale Gesundheit. In Folge 35 spricht Dr. Olaf Gaus mit Nils Benjamin Krog, Vorstandsvorsitzender der ATEGRIS GmbH und Geschäftsführer des Ev. Krankenhauses Mülheim a. d. Ruhr, über Potenziale zur Entlastung der medizinischen und pflegerischen Versorgung sowie spezifische Herausforderungen in ländlichen und Metropolregionen.
„Natürlich ist die Gesundheitsversorgung bei uns nicht nur systemrelevant, sondern auch gesellschaftlich enorm relevant“, so Nils B. Krog und erklärt: „Die Lebensqualität ist bei uns sehr eng mit der medizinischen und pflegerischen Versorgung verbunden“. Ressourcenmangel besteht sowohl in ländlichen als auch in städtischen Gebieten. In der Stadt gibt es eine hohe Dichte an Krankenhäusern mit entsprechend vielen Spezialisten. Die Wartezeiten für die Bevölkerung sind aber nicht anders als auf dem Land. Um dem Ressourcenmangel zu begegnen, brauche es eine Zuwanderung von Fachkräften. Es sei hilfreich, wenn diese schon eine Form von Arbeitszulassung erhielten, bis der Prozess der endgültigen Anerkennung der Berufsqualifikation abgeschlossen ist.
Um das System weiter zu entlasten, müsse der Abbau der Bürokratisierung massiv angegangen werden, beispielsweise bei der Delegation von Aufgaben. „Wer – in einem medizinisch-pflegerischen Gesamtkontext – darf etwas? Es ist häufig so, dass die erfahrene Krankenschwester oder die erfahrene Arzthelferin viele Sachen perfekt beherrscht“, findet der Vorstandsvorsitzende. Das müsse dem System zugutekommen, indem Kompetenzen durch größeren Handlungsspielraum stärker berücksichtigt werden. Auch im Bereich des Datenschutzes und der Dateneinsicht sieht Nils B. Krog Potenzial. Für die elektronische Patientenakte gibt es zum Beispiel mehrere Anbieter und eine entsprechend heterogene Umsetzungsstruktur. Ein einheitliches System würde weniger Aufwand bedeuten. „Es gibt ja auch nur einen digitalen Personalausweis“, so der Geschäftsführer des Ev. Krankenhauses.
Die gesundheitliche Versorgung in Deutschland steht vor großen Herausforderungen und verändert sich derzeit fundamental. Die Digitalisierung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Hier setzen die von der Digitalen Modellregion Gesundheit Dreiländereck (DMGD) entwickelten Gesundheitspolitischen Gespräche an. In den Interviews wird über den Transformationsprozess von traditionellen hin zu digital unterstützten Versorgungsformen diskutiert und es wird erörtert, wie ein digitalisiertes Gesundheitswesen perspektivisch aussehen könnte, damit alle davon profitieren. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Wünsche und Einschätzungen von Versorgungsprofis aus Medizin, Pflege und Technik sowie von Wissenschaftler*innen und Bürger*innen.
Eine neue Ausgabe der Gesundheitspolitischen Gespräche erscheint jeweils zum Monatsanfang hier auf der DMGD-Website sowie auf dem YouTube-Kanal der DMGD. Ab Folge 6 sind die Gesundheitspolitischen Gespräche auch als Podcast auf Apple Podcasts und Spotify verfügbar.