Dr. Olaf Gaus
Geschäftsführender Leiter
Das Thema Hausärztemangel vor allem in ländlichen Regionen gewinnt an Brisanz – und auch im Kreis Siegen-Wittgenstein zeichnet sich ein signifikanter Ärztemangel ab. Das Projekt DataHealth Burbach verfolgt in diesem Zusammenhang das Ziel, die Gesundheitsversorgung für den ländlichen Raum einerseits zu erhalten und andererseits zukünftig zu verbessern.
Verschiedenen Kommunen in Siegen-Wittgenstein droht eine hausärztliche Unterversorgung oder die Versorgung erscheint auf mittlere Sicht gefährdet. Dieser Mangel ist unter anderem durch die Entwicklung der Arztzahlen und die Altersstruktur der an der hausärztlichen Versorgung teilnehmenden Medizinerinnen und Mediziner bedingt. Viele von ihnen arbeiten bereits heute über die Altershöchstgrenze hinaus in ihrer Praxis weiter, da sie keine Nachfolge finden. Junge Ärztinnen und Ärzte haben indes oft das Bedürfnis, sich in urbanen Zentren niederzulassen.
In der Projektregion „Hickengrund“ in Burbach ist der Hausärztemangel vor allem durch die altersbedingte Schließung umliegender Praxen bereits eingetreten. Im Hickengrund versorgen mittlerweile nur noch zwei hausärztliche Einzelpraxen etwa 6.000 Menschen. Es besteht somit eine unmittelbare Handlungsnotwendigkeit. Hier knüpft DataHealth Burbach in mehreren Schritten an. Das Forschungsprojekt kann einen effektiven Beitrag dazu leisten, die Versorgung größerer Patientenpopulationen durch weniger Medizinerinnen und Mediziner auf einem hohen Niveau zu erhalten.
Vitaldatenerhebung durch Patientinnen und Patienten & Akzeptanzforschung
Das Projekt DataHealth Burbach wird in Kooperation mit zwei Hausarztpraxen und einem Pflegeheim umgesetzt. Es werden zunächst Patientinnen und Patienten aus den Praxen rekrutiert und mit technischen Devices ausgerüstet, mit deren Hilfe sie Vitaldaten selbst erheben und an die betreuende Hausarztpraxis weiterleiten können. Im Rahmen einer parallel durchgeführten Akzeptanzforschung wird ermittelt, welche individuellen Zugänge zu neuen Technologien bestehen. Da es sich um einen intersektoralen sowie interprofessionellen Ansatz handelt, werden neben den Patient*innen auch Ärzt*innen, medizinische Assistent*innen und das Pflegepersonal befragt. Dazu gehört auch, dass Verbesserungen in den prozessualen Abläufen der Pflege, der medizinischen Behandlung und der interprofessionellen Kommunikation untersucht werden.
Die zur Datenerhebung und -übertragung genutzten Messgeräte sind medizinisch zertifiziert. Zur Übertragung der Daten werden sowohl die Health-App des Smartphone-Geräteherstellers als auch eine Interface-App genutzt. Die Hausarztpraxen können auf die digitalen Gesundheitsdaten zugreifen und Videokonferenzen mit den Patienten abhalten.
Gesundheitsdatentransfers von chronisch kranken Patientinnen und Patienten im Pflegeheim zur Hausarztpraxis
Im zweiten Schritt werden von jeder Hausarztpraxis je zehn Bewohner*innen des Pflegeheims ausgewählt und mit Geräten zur sensoralen Vitaldatenaufzeichnung ausgestattet, die über einen Zeitraum von vier Monaten ihre Gesundheitsdaten (Blutdruck, Puls, Gewicht, Blutzucker, Sauerstoffsättigung, EKG) in regelmäßigen Abständen an die Hausarztpraxis übermitteln. Ein erfolgreicher Umgang mit der Technologie zur Datenaufzeichnung wird nach vorheriger fachlicher Unterweisung unterstützt durch das Pflegepersonal. In vereinbarten Intervallen erhalten die Patient*innen Feedback durch die Hausärztin oder den Hausarzt. Im Anschluss werden wissenschaftliche Interviews mit Hausärzt*innen, Patient*innen und dem Pflegepersonal geführt.
Gesundheitsdatentransfers von chronisch kranken Patientinnen und Patienten, die im eigenen Haushalt leben, zum Hausarzt
Anknüpfend an Schritt 2 werden auch im dritten Schritt durch die beiden Hausarztpraxen je zehn chronisch erkrankte Patientinnen und Patienten mit digitalen Geräten zur sensoralen Vitaldatenaufzeichnung und einem Smartphone ausgestattet, um darüber Gesundheitsdaten an die Hausarztpraxis zu transferieren. Die Teilnehmenden leben in diesem Fall allerdings zu Hause. Es folgen erneut Interview mit allen Beteiligten.
Wissenschaftliche Auswertung der Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen für eine Digitalisierungsstrategie über den Umgang und Nutzen flexibler Patientendaten
Die Ergebnisse der Studie werden analysiert und wissenschaftlich aufbereitet. Es werden neben einer wissenschaftlichen Publikation auch Handlungsempfehlungen zu einer digitalen Zielvorstellung abgeleitet, die den Einstieg in ein weiterzuentwickelndes Modell bilden.
Geschäftsführender Leiter
Professur für Physician Assistance an der Europäischen Fachhochschule
Haben Sie Fragen zum Projekt?
Kontaktieren Sie uns!
Ansprechpartner:
Dr. Olaf Gaus
olaf.gaus@uni-siegen.de
+49(0)271 740-4988
„DataHealth“: Projektvorstellung im Rahmen des Holzhäuser Ärztegesprächs am 16. März 2022
In Kooperation mit regionalen Ärztinnen und Ärzten organisiert der Förderkreis „Alte Schule“ im Heimatverein Holzhausen regelmäßig das „Holzhäuser Ärztegespräch“, in dessen Rahmen Expert*innen und interessierte Bürger*innen über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen im Gesundheitsbereich diskutieren. Am 16. März 2022 wurde bereits zum sechsten Mal zu einer Veranstaltung der Reihe eingeladen. Zu Gast beim 6. Holzhäuser Ärztegespräch zum Thema „Die Bedeutung von Vitaldatenmonitoring: Datenmedizin als digitale Unterstützung im Gesundheitswesen“ waren Vertreter*innen des Forschungsschwerpunkts Digitale Modellregion Gesundheit Dreiländereck (DMGD) der Lebenswissenschaftlichen Fakultät der Universität Siegen, die hier das Forschungsprojekt „DataHealth“ vorstellten.
Hausarztpraxis Fudu Yu
Hausarztpraxis Dr. Jozef Marton
Initiative „LebensWERTE Dörfer“ (Gemeinde Burbach)
Lebensgemeinschaft Christlicher Senioren gGmbH
Regionalverein LEADER-Region 3-Länder-Eck e. V. (Förderprogramm LEADER der Europäischen Union zur Entwicklung des ländlichen Raums)
Beteiligte Lehrstühle:
Lehrstuhl für Medizinische Informatik und Mikrosystementwurf, Prof. Dr. Rainer Brück
Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, Prof. Dr. Dr. Björn Niehaves
Lebenswissenschaftliche Fakultät, Prodekan Health Care, Prof. Dr. med. Veit Braun