Im Projekt DigiDocs wird erforscht, wie und unter welchen Voraussetzungen die telemedizinische Gesundheitsversorgung Ärztinnen und Ärzte in Zukunft unterstützen kann. Aktuell startet das Projekt in die nächste Phase, in der detaillierte Befragungen von Patientinnen und Patienten durchgeführt werden. Vorangegangen waren wissenschaftliche Interviews mit Hausärzt*innen sowie eine Bürger*innenbefragung mit hohem Rücklauf.
Seit 2020 wird im Projekt DigiDocs (Lebenswissenschaftliche Fakultät der Universität Siegen) gemeinsam mit der Stadt Lennestadt und den dort niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten eine wissenschaftliche Studie durchgeführt, in deren Mittelpunkt die Kombination von Telemedizin und Präsenzsprechstunde mit einer modernen Datenmedizin steht. In Zukunft, so die Idee, könnten die Hausarztpraxen in Lennestadt und der Gemeinde Kirchhundem mit externen Telemedizinern, den sogenannten DigiDocs, zusammenarbeiten. Diese würden zum Beispiel per Videosprechstunde Anamnesegespräche durchführen oder von den Patient*innen zu Hause erhobene Vitaldaten auswerten und die Befunde dann an die jeweilige Praxis weiterleiten.
Das DigiDocs-Konzept kann für eine deutliche Entlastung der Ärzteschaft sorgen, die sich gerade im ländlichen Raum mit wachsenden Herausforderungen konfrontiert sieht: Immer weniger niedergelassene Ärztinnen und Ärzte müssen hier eine stetig ansteigende Zahl an Patientinnen und Patienten betreuen. Doch wie kann die Nutzung telemedizinischer Verfahren in Hausarztpraxen konkret aussehen und welche Bedingungen für die Einrichtung einer digitalen Praxis liegen vor? Was ist der Status quo in den am Projekt beteiligten Praxen? Und wie hoch ist die Akzeptanz für diese neue Form gesundheitlicher Versorgung? Diesen und weiteren Fragen geht das DigiDocs-Projektteam nach.
Erste Erkenntnisse durch Ärzteworkshops, Interviews und Bürgerbefragung
Auch die Patientinnen und Patienten sollen von der DigiDocs-Idee profitieren und wurden von Anfang an in das Projekt einbezogen, damit mögliche digitale Versorgungsangebote auch aus ihrer Sicht bewertet werden können. Direkt im Anschluss an den ersten von vier Ärzt*innenworkshops und wissenschaftliche Interviews mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten folgte Ende 2020 eine Bürger*innenbefragung, die auf großes Interesse stieß: Insgesamt 1300 Personen aus Lennestadt und direkter Umgebung nahmen an der Umfrage teil. Im Zuge der Auswertung wurde deutlich, dass ein Großteil der Teilnehmenden altersübergreifend offen und aufgeschlossen gegenüber telemedizinischen Anwendungen ist. Auch herrscht unter den Befragten ein großes Bewusstsein dafür, dass es in den kommenden Jahren zu wenige niedergelassene Ärzt*innen in Lennestadt und Umgebung geben wird.
Patientenbefragung soll ganzheitlichen Eindruck für die Umsetzung einer telemedizinischen Praxis bringen
Die Ergebnisse der Interviews und der Umfrage mit Bürgerinnen und Bürgern fließen nun in eine detaillierte Patient*innenbefragung, die in Kooperation mit acht Hausarztpraxen umgesetzt wird, in denen die Fragebögen aktuell verteilt werden.
„Es gibt in Lennestadt und Kirchhundem große Sorgen um die hausärztliche Versorgung“, erklärt die am Projekt beteiligte Wissenschaftlerin Jamie Lee Harder mit Blick auf die bisher durchgeführten Interviews sowie die große Umfrage und die Frage danach, ob ergänzende telemedizinische Angebote Abhilfe schaffen können. „Um die bisherigen Trends in unserer Forschung differenzierter und besser verstehen zu können, führen wir nun eine detaillierte Befragung von Patientinnen und Patienten durch. Wir erwarten interessante Ergebnisse, die uns nach der Analyse ein fundiertes Bild über die Akzeptanz und Kritik einer möglichen Durchführung der DigiDocs-Praxis geben können.“
Nachdem die Ergebnisse der Befragung im nächsten Schritt ausgewertet worden sind, folgt ein telemedizinischer Praxistest. Im Anschluss daran werden die Ergebnisse der verschiedenen Studienphasen zusammengeführt und in einem abschließenden Workshop sowie einer Publikation kommuniziert.