Am 27. Januar nahm Friedhelm van Raden, Hauptgeschäftsführer der PVS Niedersachsen, als Gastdozent an der Vorlesung „Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen“ der Lebenswissenschaftlichen Fakultät der Universität Siegen teil. Im Zuge seines Vortrags machte er die Studierenden auf die Potentiale der Privaten Krankenversicherung im Kontext auch der digital unterstützten Gesundheitsversorgung aufmerksam.
Seit dem Wintersemester 2021/22 ist die Digitale Modellregion Gesundheit Dreiländereck (DMGD) als Forschungsschwerpunkt der Lebenswissenschaftlichen Fakultät der Universität Siegen fest in die Lehre eingebunden. In seiner Vorlesung „Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen“ für Studierende der Digitalen Gesundheitswissenschaften & Biomedizin beschäftigt sich Dr. Olaf Gaus, leitender Wissenschaftsmanager der DMGD, wöchentlich mit Themen wie der Digitalisierung der Gesundheitsversorgung. Am 27. Januar 2022 nahm Friedhelm van Raden (Hauptgeschäftsführer der Privatärztlichen Verrechnungsstelle Niedersachsen) als Gastredner an der Vorlesung teil und sprach über die Bedeutung der Privaten Krankenversicherung für die Arztpraxis und den ländlichen Bereich.
In seinem Vortrag machte Friedhelm van Raden darauf aufmerksam, dass Privatversicherte das deutsche Gesundheitssystem überproportional mitfinanzieren, obwohl im Bundesschnitt nur zehn Prozent der Patient*innen in Privaten Krankenkassen versichert sind. Dass diese zehn Prozent viel ausmachen können, zeigt eine Befragung des PVS-Verbands aus dem Jahr 2015, aus der etwa hervorgeht, dass eine Praxis im Bereich Urologie durchschnittlich 42,8 % des Umsatzes mit Privatpatient*innen erwirtschaftet. „Würde dieser Anteil wegfallen oder in den gesetzlichen Sektor verschoben, dann würde Ärzten die wirtschaftliche Existenz entzogen“, so van Raden. Die über Privatversicherte generierten Einnahmen fließen beispielsweise in Praxisequipment, von dem wiederum auch gesetzlich versicherte Patient*innen profitieren können.
Das Kernziel des Gesamtkonzepts DMGD ist der Aufbau einer Datenmedizin zur Entlastung der sektorenübergreifenden, interprofessionellen Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum. In den DMGD-Projekten wird auch ermittelt, wie der ländliche Raum für Mediziner*innen an Attraktivität gewinnen kann – denn gerade auf dem Land lassen sich immer weniger Hausärztinnen und Hausärzte nieder. Friedhelm van Raden verwies in diesem Zusammenhang auf den zusätzlichen Erlös, den ein Standort auf dem Land mit sich bringen kann. Während ein niedergelassener Arzt in städtischen Regionen pro Jahr durch Privatversicherte einen zusätzlichen Erlös in Höhe von etwa 62.500 Euro verbuchen kann, sind es in ländlichen Regionen bereits 71.400 Euro. Dies hängt damit zusammen, dass auf dem Land mehr Patient*innen auf weniger Ärzt*innen kommen. Die Patient*innen auf dem Land sind im Durchschnitt außerdem älter und gehen häufiger in die Praxis. Relevant ist darüber hinaus, dass die Praxiskosten auf dem Land in der Regel niedriger sind.
Neben finanziellen Anreizen kann auch eine bessere Work-Life-Balance ein ausschlaggebender Faktor für die Berufs- und Ortswahl sein. Gerade junge Mediziner*innen wünschen sich heute flexiblere Arbeitszeitmodelle. Die Einführung digitaler Services (vom elektronischen Rezept bis hin zu einer umfassenden Telemedizin) kann eine deutliche Entlastung darstellen. Friedhelm van Raden betonte dabei, dass digitale Leistungen keine Eins-zu-eins-Übersetzung bereits existierender analoger Angebote sein sollten, sondern innovative Ansätze mit Mehrwert für alle Beteiligten. „Wir sehen uns mit dem demographischen Wandel und immer weniger Ärzten konfrontiert. Diesen Problemen müssen wir begegnen“, so van Raden. „Durch eine Digitalisierung mit Effizienzgewinnen kann hier einiges erreicht werden.“