Der Forschungsschwerpunkt „Digitale Modellregion Gesundheit Dreiländereck“ (DMGD) der Lebenswissenschaftlichen Fakultät (LWF) der Universität Siegen untersucht in der Region Hickengrund in Burbach Möglichkeiten der Digitalisierung von Patientendaten im ländlichen Raum. Ziel des Projektes „DataHealth“ ist es, die derzeitige Mobilität von Patienten durch die Mobilität ihrer Gesundheitsdaten zu ergänzen oder gar zu ersetzen. Das Projekt zielt darauf ab, mit Hilfe von Bürgerinnen und Bürgern als Patientinnen und Patienten, die regelmäßig ihre Vitaldaten erfassen und monitoren, zukunftsfähige Lösungsansätze zur Sicherstellung der Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen zu entwickeln und umzusetzen.
Gesundheitsversorgung ist auch ein wichtiger Faktor, um ländliche Regionen vor Abwanderung zu schützen. Die Digitalisierung bietet umfangreiche Chancen, um diesem Trend entgegenzuwirken. Im Projekt „DataHealth – Flexible Patientendaten für die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum“ untersucht der LWF-Forschungsschwerpunkt DMGD Möglichkeiten des digital-unterstützten Transfers von Gesundheitsdaten. Am Beispiel des Hickengrundes in Burbach sollen Digitalisierungsstrategien entwickelt werden, um die Versorgung größerer Patientenpopulationen bei abnehmenden Ärztezahlen auf einem hohen Niveau zu erhalten.
Für den Projektleiter, Dr. Olaf Gaus, erfüllt das Projekt „DataHealth“ alle Kriterien eines Leuchtturm-Projektes: „Die Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung im ländlichen Raum wird nicht ohne das Engagement jedes einzelnen Bürgers auskommen. Damit meine ich besonders eine Entlastung der ambulant tätigen Ärzte hinsichtlich Prävention und Diagnostik durch eigene Vitaldatenaufnahme, also Selbstvermessung“. Gaus wies darauf hin, dass die ersten Ergebnisse der Vitaldatenaufnahme im Christlichen Seniorenhaus Lützeln sehr vielversprechend sind.
Für die Projektierung dieser Forschung zur zukünftigen gesundheitlichen Versorgung auf dem Lande hatte sich der Burbacher Bürgermeister, Christoph Ewers, ausgesprochen und den Umsetzungsprozess voran getrieben vor dem Hintergrund, dass weite Wege und eingeschränkte Mobilität, etwa bei chronisch kranken Patienten, durch Datenmobilität sinnvoll und nachhaltig ergänzt und im Bedarfsfall ersetzt werden kann.
Mit dem Projekt „DataHealth“ läuft noch bis zum Sommer eine Studie, in der die Möglichkeiten digitaler gesundheitlicher Versorgung untersucht werden, insbesondere im Hinblick auf den Einsatz technischer Assistenzsysteme zur Aufzeichnung gesundheitlicher Vitaldaten sowie den Transfer und die Auswertung dieser Daten als Beispiel für andere ländliche Regionen. In einem ersten Schritt wurde die im Hickengrund niedergelassene Hausärztin Fudu Yu und der dort ansässige Hausarzt Dr. Jozsef Marton mit der nötigen Infrastruktur sowie mobilen Endgeräten zur Datenübertragung ausgestattet. Beide haben bereits bei der Konzeption des Vorhabens mitgewirkt.
Für die erste Versuchsphase wurden Geräte zur Vitaldatenaufzeichnung an ausgewählte Bewohnerinnen und Bewohner des Christlichen Seniorenhauses in Lützeln, die gleichzeitig auch Patientinnen und Patienten der beiden Hausarztpraxen sind, ausgegeben. Seit Dezember werden von dort regelmäßig Blutdruck, Sauerstoffsättigung und Gewicht in Folge ärztlicher Absprache und Überwachung gemessen. EKG-Aufzeichnungen sollen zeitnah folgen. Die Messdaten werden automatisch über ein Smartphone und eine Cloud transferiert und können von Fudu Yu und Dr. Marton über ein sogenanntes Arzt-Interface elektronisch eingesehen und bewertet werden. Die Hoffnung ist, dass dies den einen oder anderen hausärztlichen Besuch in der Pflegeeinrichtung einsparen könnte, denn in der Studie soll herausgefunden werden, ob durch das Datenmonitoring Ressourcen in der gesundheitlichen Versorgung geschont und effektiver eingesetzt werden könnten. Dabei wird im Dialog mit der Ärztin, dem Arzt, den in die Studie eingeschriebenen Patientinnen und Patienten der Studie sowie dem Lützelner Pflegepersonal auch deren Akzeptanz gegenüber den digitalen Unterstützungsformen untersucht. Interessant ist die Erforschung möglicher Vorbehalte aber auch technischer Herausforderungen, die für alle Beteiligten beim Monitoring und einer digital-unterstützten Versorgung entstehen. In einem zweiten Schritt soll der Testbetrieb bei Bürgerinnen und Bürgern bzw. Patientinnen und Patienten im Selbstmonitoring von zu Hause aus erfolgen.
Das Projekt wird seitens der Bezirksregierung Arnsberg durch das Förderprogramm LEADER der Europäischen Union zur Entwicklung des ländlichen Raums unterstützt. Der Vorstand des Regionalvereins LEADER-Region 3-Länder-Eck e. V. mit der Vorsitzenden Roswitha Still hat das Projekt als besonders förderwürdig bewertet.