Im Rahmen der Studie Telemed@ATN der Digitalen Modellregion Gesundheit Dreiländereck (DMGD) läuft derzeit die Testphase mit insgesamt 20 Patient*innen, denen ein Vitaldatenmonitoring verordnet wurde. Die Teilnehmer*innen führen das Monitoring mit ihnen zur Verfügung gestellten Geräten zu Hause durch. Die Erfahrungen der Testphase sollen Aufschluss darüber geben, inwieweit digitale, telemedizinische Ansätze die gesundheitliche Versorgung in der Hansestadt Attendorn unterstützen können.
Jeweils zehn Patient*innen der beiden teilnehmenden Gemeinschaftspraxen Dres. med. Laufenberg & Schulze und Dres. med. Rustemeyer & Falke wurden von den Ärzt*innen für das Forschungsvorhaben, für das ein positives Ethikvotum vorliegt, ausgewählt. Die Ethikkommission der Universität Witten/Herdecke hat den Untersuchungen zugestimmt. Prof. Dr. vet. Jan Ehlers fungiert als Prüfleiter für das Telemed@ATN-Projekt. Die Attendorner Mediziner*innen legten im Vorfeld individuell für jede Person fest, welche Vitalwerte eine Woche lang gemessen werden sollen. Die ersten fünf Patient*innen der Gemeinschaftspraxis Dres. med. Rustemeyer & Falke haben mit dem 7-tägigen Monitoring bereits am 6. November begonnen. Eine Woche später fand der erste Proband*innenwechsel statt – die Geräte wurden zurückgebracht, desinfiziert und weiteren fünf Patient*innen mitgegeben. In darauffolgenden zwei Wochen haben zehn Patient*innen der Praxis Dr. med. Laufenberg das Monitoring getestet.
Hansestadt Attendorn freut sich über den Fortgang des Projekts
Julia Luke, die als Vertreterin der Hansestadt beim ersten Proband*innenwechsel in der Praxis Rustemeyer vor Ort war, freute sich über den Start des In-Praxi-Tests. Für die Hansestadt, die die Studie Telemed@ATN finanziert, sind die Ergebnisse von großer Bedeutung. So erhofft sich auch Christian Pospischil, Bürgermeister von Attendorn, eine Entlastung des medizinischen Personals in den Arztpraxen, damit die Strukturen einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung langfristig aufrechterhalten werden können.
Aufklärungsgespräche vor dem Vitaldatenmonitoring
Vor Beginn des Vitaldatenmonitorings führte Prof. Dr. med. Nabeel Farhan, Studienarzt der DMGD, zunächst Einzelgespräche mit den Patient*innen. „Neben der Verbesserung der hausärztlichen Versorgung liegen unsere Ziele auch darin, die Übertragung der Daten zu testen“, erklärte Prof. Farhan. Auch wäre es wichtig herauszufinden, ob die Patient*innen mit dem Ablauf des Monitorings und mit den technischen Geräten gut zurechtkommen. Und nicht zuletzt profitieren auch die Patient*innen von der Messung ihrer Vitalwerte in der Testphase: Auf Grundlage der Daten von einer ganzen Woche kann ihre Gesundheitsentwicklung besser beurteilt werden als auf Basis eines einzelnen Wertes, der einmalig gemessen wird.
Startphase des Monitorings
Für das Vitaldatenmonitoring wurden alle Teilnehmer*innen mit einem Tablet ausgestattet, das von den Mitarbeiterinnen der DMGD Johanna Maria Krüggeler und Leonie Stieber vor Ort eingerichtet wurde. Je nach Verordnung haben die Proband*innen dazu einen Cardio-Patch, ein Pulsoxymeter und/oder ein Blutdruckmessgerät mit nach Hause genommen. Der Cardio-Patch wurde direkt in der Praxis auf der Brust aufgeklebt und misst die Herz- und Atemfrequenz. Ein Pulsoxymeter, das an Handgelenk und Finger angebracht wird, ermittelt den Puls und die Sauerstoffsättigung. Auch ein Blutdruckmessgerät wurde manchen Patient*innen mitgegeben. Alle Geräte sind als Medizinprodukte zugelassen und werden für den Zeitraum des In-Praxi-Tests von der Isansys Lifecare Europe GmbH, dem technischen Partner der DMGD für das Telemed@ATN-Projekt, zur Verfügung gestellt.
Wie funktioniert das Vitaldatenmonitoring?
Alle während des Testzeitraums gemessenen Vitaldaten werden von den medizinischen Geräten automatisch an das Tablet übertragen und von dort über eine App an die zuständige Hausarztpraxis übermittelt. Auffälligkeiten können somit schnell erkannt werden. Die Übertragung der Daten an das Tablet erfolgt, sobald sich die Patient*innen in der Nähe des Geräts befinden. Daten, die beispielsweise beim Einkaufen oder bei einem Spaziergang gemessen werden, werden auf den mobilen Geräten bis zu zwölf Stunden gespeichert und innerhalb von einigen Minuten übertragen, sobald die Patient*innen wieder in die Reichweite des Tablets kommen. Die Geräte verbinden sich dann automatisch. So überträgt der aufgeklebte Cardio-Patch die Vitalwerte ohne weiteres Zutun, ebenso das Pulsoxymeter, das nicht dauerhaft getragen werden muss, sondern auch mal abgelegt werden darf. Wird eine Blutdruckmessung dreimal täglich verordnet, so muss diese in der Nähe des Tablets durchgeführt werden.
Das DMGD-Team hat im Vorfeld des In-Praxi-Tests an einer Schulung zur Bedienung der Geräte teilgenommen. Diese wurde von Dominic Hillerkuss von der Isansys Lifecare Europe GmbH in Siegen durchgeführt.
Auswertung des In-Praxi-Tests
Alle teilnehmenden Patient*innen haben einen Fragebogen erhalten, in dem sie den Ablauf des In-Praxi-Tests beurteilen und ihre persönlichen Erfahrungen während des Monitorings mitteilen dürfen. Für die Analyse der Erkenntnisse aus der Testphase wird neben den Rückmeldungen der Patient*innen auch das Feedback seitens der beiden beteiligten Hausarztpraxen einbezogen. Die Studiengruppe der DMGD wird dazu Interviews mit den Ärzt*innen und den Medizinischen Fachangestellten führen. Wissenschaftlicher Leiter für die angewandte empirische Untersuchungsmethodik ist Dr. Thomas Neumann, der als vormaliger Vertretungsprofessor der Lebenswissenschaftlichen Fakultät der Universität Siegen die gesundheitsökonomische wissenschaftliche Beratung für DMGD-Projekte innehat.
Den Teilnehmer*innen des Monitorings wurde neben dem Fragebogen auch ein Vordruck eines ‚Tagebuchs‘ für eine Woche mitgegeben, in dem außergewöhnliche Aktivitäten oder Ereignisse mit Tag und Uhrzeit eingetragen werden können, z. B. sportliche Betätigungen. Diese Aufzeichnungen werden bei der Auswertung der übertragenen Daten berücksichtigt. Die DMGD hat zudem eine Telefon-Hotline eingerichtet. Dort erhalten Patient*innen Antworten auf Fragen sowie – bei Bedarf – technische Unterstützung.
Über den Verlauf und die Erkenntnisse des In-Praxi-Tests werden wir hier auf unserer Homepage weiterhin berichten. Weitere Informationen zum Projekt, zu den Ansprechpartner*innen und zu den Projektfortschritten finden Sie auf der Projektseite Telemed@ATN.