Gesundheitspolitische Gespräche: Perspektiven der Datenmedizin

In der DMGD-Video- und Podcastreihe „Gesundheitspolitische Gespräche“ diskutieren Expert*innen über Chancen, Herausforderungen und Trends im Bereich Digitale Gesundheit. In Folge 20, die als Jubiläumsausgabe etwas länger gestaltet wurde, spricht Dr. Olaf Gaus mit Prof. Dr. rer. nat. Rainer Brück detailliert über den aktuellen Stand, die Möglichkeiten, Vorteile und Ziele der Datenmedizin.

Prof. Rainer Brück war Inhaber der Professur für Medizinische Informatik und Mikrosystementwurf an der Universität Siegen und ist seit März 2024 im Ruhestand. Er hat maßgeblich zum Erfolg der Lebenswissenschaftlichen Fakultät (LWF) und zur Entwicklung der Datenmedizin beigetragen. Die Begrifflichkeiten „Medizinische Informatik und Mikrosystementwurf“ bezeichnet Prof. Brück als seinen „wissenschaftlichen Werdegang in a nutshell“, als zu Beginn des Interviews seine berufliche Entwicklung genauer betrachtet wird. Auch wird die Entstehung der medizinischen Informatik und Medizintechnik an der Universität Siegen erläutert.

Im Rahmen der Frage „Was können Daten innerhalb der Medizin besser machen?“ erklärt Dr. Olaf Gaus, dass das Ziel darin bestehe, insbesondere im ländlichen Raum herauszufinden, wie eine Datenmedizin intersektoral eingesetzt werden kann. „Die Nutzung von Daten ist mehr als die ePA“, ergänzt Prof. Rainer Brück. Man benötige die Informatik in Ergänzung zum Mikrosystementwurf, um eine Korrelation zwischen Vitalparametern auf der einen Seite und Krankheiten auf der anderen Seite festzustellen. Hierbei käme die KI als algorithmische Technik ins Spiel. Durch eine Kombination von datengetriebenen Techniken und wissensbasierten KI-Systemen seien detaillierte Datenanalysen möglich. Es existiere noch Forschungsbedarf hinsichtlich der Datenauswertung durch KI, um das geplante Versorgungsmodell einer Digitalen Praxis umzusetzen, jedoch sei man auf einem guten Weg dorthin, berichtet der emeritierte Professor.

„Daten sind weltweit beweglich“, beschreibt Dr. Olaf Gaus im Interview. „Wir können sie im intersektoralen Raum zur Verfügung stellen.“ Beide Gesprächspartner sehen das Vitaldatenmonitoring, das Vorteile für den Behandlungs- und Versorgungskontext bietet, daher als Mittel zur Prävention und Prädiktion. Welche Rolle der digitale Zwilling von Patient*innen dabei spielt, wird im DMGD-Talk weiter erörtert. Außerdem werden die nichtinvasive Blutzuckermessung durch Infrarotspektroskopie und der Innovationsfondsantrag DataHealth Interregio thematisiert.

„Wissenschaft lebt davon, dass die Beantwortung von Forschungsfragen mindestens genauso viele neue Fragen produziert, an denen man weiterarbeiten kann“, beschreibt Prof. Rainer Brück gegen Ende des Gesprächs. Im Hinblick auf die Datenmedizin zeigt er sich optimistisch: „Ich bin überzeugt davon, dass sich in den nächsten fünf bis zehn Jahren Fundamentales ändern wird.“

Die gesundheitliche Versorgung in Deutschland steht vor großen Herausforderungen und verändert sich derzeit fundamental. Die Digitalisierung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Hier setzen die von der Digitalen Modellregion Gesundheit Dreiländereck (DMGD) entwickelten Gesundheitspolitischen Gespräche an. In den Interviews wird über den Transformationsprozess von traditionellen hin zu digital unterstützten Versorgungsformen diskutiert und es wird erörtert, wie ein digitalisiertes Gesundheitswesen perspektivisch aussehen könnte, damit alle davon profitieren. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Wünsche und Einschätzungen von Versorgungsprofis aus Medizin, Pflege und Technik sowie von Wissenschaftler*innen und Bürger*innen.

Eine neue Ausgabe der Gesundheitspolitischen Gespräche erscheint jeweils zum Monatsanfang hier auf der DMGD-Website sowie auf dem YouTube-Kanal der DMGD. Ab Folge 6 sind die Gesundheitspolitischen Gespräche auch als Podcast auf Apple Podcasts und Spotify verfügbar.

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