Der Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses hat erneut Förderungen für Projekte, die gezielte Impulse für die innovative Weiterentwicklung des Gesundheitswesens geben, ausgeschrieben. Gemeinsam mit weiteren Konsortialpartnern haben das Forschungskolleg und die Lebenswissenschaftliche Fakultät der Universität Siegen nun den Projektantrag „My DataHealth“ eingereicht.
Im Zuge der neuen Förderwelle haben das Forschungskolleg (FoKoS) und die Lebenswissenschaftliche Fakultät (LWF) der Universität Siegen in Kooperation mit mehreren Konsortialpartnern einen Projektantrag für das Themenfeld 5: „Komplexitätsreduktion administrativer Aufgaben in der Versorgung“ eingereicht. Projektleiter von My DataHealth ist Dr. Olaf Gaus (Geschäftsführer des FoKoS und Projektleiter der Digitalen Modellregion Gesundheit Dreiländereck). Seitens der Universität Siegen soll das Vorhaben mit Expertenunterstützung von Prof. Dr. med. Veit Braun (Studienarzt), Prof. Dr. Rainer Brück (Expertise in medizinischer Informatik und Mikrosystementwurf), Prof. Dr. med. Nabeel Farhan (medizinisch-fachliche Unterstützung des Studienarztes) und Prof. Dr. Dr. h. c. Carl Friedrich Gethmann (Medizinethik) realisiert werden. Die wissenschaftlich-methodische Leitung des Projektes hat Prof. Dr. Dr. Bodo Vogt von der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg übernommen. Weitere Kooperationspartner für die Entwicklung der digitalen Plattform sind die Unternehmen Turbine Kreuzberg GmbH (Blockchain und dezentrale Technologien) und RED Medical Systems GmbH (Interoperabilität zwischen Leistungserbringern und Patienten).
Im Oktober 2020 veröffentlichte der Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) drei neue Förderbekanntmachungen zur Versorgungsforschung. Bis zum 9. Februar konnten sich Interessierte mit Projektanträgen bewerben. Der G-BA fördert im Auftrag des Gesetzgebers mit den Mitteln des Innovationsfonds solche Projekte, die über die bisherige regelhafte Gesundheitsversorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland hinausgehen und gezielte Impulse für die innovative Weiterentwicklung des Gesundheitswesens geben.
Im Vorfeld der Antragstellung fanden zwei konzeptionelle Vorbereitungsveranstaltungen statt: ein gemeinsamer Workshop mit der Sparkasse Siegen zur Blockchain-Technologie und ein Workshop zur geplanten digitalen, intersektoralen Gesundheitsplattform mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten der Stadt Sundern.
My DataHealth: Plattformbasierte Komplexitätsreduktion intersektoral-ländlicher Gesundheitsversorgung unter besonderer Betrachtung der Patientenautonomie
Im Projekt My DataHealth geht es um die Optimierung administrativer Prozesse in der intersektoralen Kommunikation. Dabei sollen Angebot und Nutzung der elektronischen Patientenakte in Verbindung mit dem Patientendaten-Schutz-Gesetz (PDSG) bei derzeit bestehenden Akzeptanz- und Sicherheitsbedenken unter intersektoraler Einbeziehung von Akteuren im Gesundheitswesen patientenzentriert entwickelt werden, sodass Kommunikations- und Transaktionsprozesse zur digital-administrativen Entlastung des Gesundheitssystems bei gleichzeitiger Verbesserung der Datenautonomie von Patient*innen führen.
Dieses Ziel soll im Zuge von My DataHealth in einem partizipativen Verfahren modellhaft erreicht werden, indem plattformgebundene, patientengeführte Gesundheitskonten entstehen (DataHealth Banking), die einerseits die Standards der Telematikinfrastruktur berücksichtigen (E-Health-Gesetz), andererseits durch die Integration einer Blockchain-Technologie die allgemeine Datensicherheit erhöhen.
Prozessoptimierung mit vielen Partnern am Beispiel der Stadt Sundern
Für die Durchführung des Projekts My DataHealth konnte die Stadt Sundern gewonnen werden, die zuvor bereits gemeinsam mit dem FoKoS und der LWF die Projektstudie „MeDiKuS – Betrachtung von Digitalisierungspotentialen in der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum am Beispiel der Stadt Sundern“ erarbeitet hatte. Aus den daraus entstandenen Handlungsempfehlungen wurde eine digitale Gesundheitsplattform hergeleitet, die mit Gesundheitskonten für Patient*innen unter Einbeziehung individueller Gesundheitsdaten eine intersektorale Kommunikation für Leistungserbringer in der Gesundheitsversorgung (Ärztinnen und Ärzte, Klinik, Pflege, Apotheke) zur Verfügung stellt. Das Vorhaben und die Stadt Sundern gehören zur der von FoKoS und LWF initiierten Digitalen Modellregion Gesundheit Dreiländereck.
Das Projekt wird von mehreren Kooperationspartnern begleitet. Diese nehmen regelmäßig an Workshops teil, geben Feedback zum Demonstrator und dessen Usability und unterstützen das Projekt in allen gesundheitlichen Fragen. Außerdem wirken sie mit an Interviews und Online-Befragungen zur Versorgungsforschung und Projektevaluation:
Dr. med. Gisbert Breuckmann, Facharzt für Allgemeinmedizin
Sauerland Internisten, Internistische Gemeinschaftspraxis Claudia Budden-Schmalor, Dr. med. Christina Darsow, Dr. med. Christoph Rother
Dr. med. Christoph Evers, Facharzt für Innere Medizin
Provita Gesellschaft für häusliche Krankenpflege mbH, Sandra Luckey (Leitung Palliativdienst)
Diakonie in Südwestfalen gGmbH, Geschäftsführer Dr. Josef Rosenbauer
Burg-Apotheke Sundern, Inhaberin Carolin Stephani
Antonius-Apotheke, Inhaberin Monika Voss
Stadt Sundern, Bürgermeister Klaus Rainer Willeke
Entscheidung über Projektförderung fällt im Spätsommer
Der Innovationsausschuss wird voraussichtlich im 3. Quartal 2021 darüber entscheiden, welche Projekte finanziell gefördert werden können. Insgesamt sind im Rahmen der Ausschreibung 238 Anträge beim Gemeinsamen Bundesausschuss eingegangen – darunter drei Anträge für die Kategorie „Komplexitätsreduktion administrativer Aufgaben in der Versorgung“. Für die Förderrunde 2020 hatten das FoKoS und die LWF bereits eine Projektskizze eingereicht, die für die Erarbeitung eines Vollantrages empfohlen wurde.