Ein erweitertes Folgeprojekt der erfolgreich abgeschlossenen Studie „DigiDocs“ soll Telemonitoring und -medizin beinhalten. Um die Möglichkeiten zu diskutieren, trafen sich kürzlich Rainer Beckers, Geschäftsführer des „Zentrums für Telematik und Telemedizin“ (ZTG) in Hagen, und Dr. Olaf Gaus, Geschäftsführender Leiter der „Digitalen Modellregion Gesundheit Dreiländereck“ (DMGD), mit Ärzten aus Lennestadt und Kirchhundem sowie dem Bürgermeister von Lennestadt, Tobias Puspas.
Nach einem Rückblick auf die Ergebnisse und Handlungsempfehlungen der DigiDocs-Studie stellt Dr. Olaf Gaus in einem kurzen Vortrag das Vitaldatenmonitoring aus dem DMGD-Projekt „DataHealth Burbach“ vor. „Die Telemedizin ist eine wesentliche Ressource, um die Herausforderungen in der Versorgung bewältigen zu können. Grundsätzlich gibt es keine technischen Hürden mehr“, ergänzt Rainer Beckers. „Telemedizinische Zentren gibt es seit vielen Jahren, aber die Integration, der ganzheitliche Ansatz und die Idee, den Telemediziner fest an die Präsenzmedizin zu binden – das ist ein Alleinstellungsmerkmal“, so Beckers weiter.
Bei einer angestrebten Vernetzung von Telemonitoring und -medizin arbeiten die beteiligten Krankenhäuser, Hausärztinnen und -ärzte, Patientinnen und Patienten sowie Pflegeeinrichtungen eng zusammen. Beim sogenannten Vitaldatenmonitoring, das von ärztlicher Seite verordnet wird, messen die Patientinnen und Patienten ihre Vitalparameter wie Blutdruck, Herzfrequenz oder Temperatur selbst und übertragen sie in eine Cloud. Die Daten werden gespeichert und unter Einsatz einer Künstlichen Intelligenz (KI) strukturiert, bevor sie von den Mediziner*innen abgerufen und ausgewertet werden. Die dieser KI zugrunde liegenden Algorithmen sollen im Projekt gemeinsam mit den beteiligten Mediziner*innen patientenindividuell entwickelt werden. Auch soll die Möglichkeit bestehen, die automatisch durch eine KI ausgewerteten Daten auf telemedizinischem Wege in Form eines Konsils zu besprechen. Das Konsil-Format kann als Expert*innen-Beratungsgespräch (z. B. Arzt-zu-Arzt) oder als digital unterstütztes Arzt-Patienten-Gespräch auf der Grundlage der Ergebnisse des Datenmonitorings genutzt werden. „Ärzte müssen die Prozesse so definieren dürfen, dass sie ihnen helfen. Digitale Methoden sollen dies ermöglichen und Behandlungs- und Versorgungsprozesse vereinfachen“, so Rainer Beckers.
Die elektronische Patientenakte (ePA) sei hingegen aktuell noch „eine Art Datensammelcontainer“. Es fehle die Möglichkeit, die darin exponentiell wachsenden Datenmengen sortieren und systematisch auswerten zu können, sagt Rainer Beckers. Auch Dr. Olaf Gaus betont, dass jede Datei einheitlich und automatisch lesbar sein müsse. „Das Ziel besteht darin, Datenräume zu schaffen und Datensilos zu vermeiden“, so Dr. Olaf Gaus.
Dr. med. Andreas Umlauf, niedergelassener Arzt in Lennestadt, kann sich vorstellen, in einem DigiDocs-Folgeprojekt auch Fachärztinnen und -ärzte, beispielsweise aus den Bereichen der Rheumatologie oder Kardiologie, einzubinden. Auch wenn die bei dem Workshop in Lennestadt fehlenden Ärztinnen und Ärzte noch informiert werden müssen, damit alle zusammen über ein Folgeprojekt beraten und entscheiden können, beschreibt er solch ein Projekt als „guten Ansatz, der verfolgt werden sollte“.
„Sie haben hier eine gute Struktur, ein hervorragendes Netzwerk und gute Kommunikation in der Region. Auch haben sie durch die Vorstudien in Siegen bereits viel Know-how aufgebaut“, sagt auch Rainer Beckers und sieht darin einen großen Pluspunkt gegenüber anderen Initiativen. Er lädt dazu ein, in einem nächsten Schritt das Zentrum für Telematik und Telemedizin in Hagen zu besuchen, um sich die technischen Möglichkeiten im Showroom vor Ort zeigen zu lassen und sie mit dem dortigen Fachpersonal zu besprechen.