Die Hansestadt Attendorn führt gemeinsam mit der Digitalen Modellregion Gesundheit Dreiländereck (DMGD) der Lebenswissenschaftlichen Fakultät (LWF) der Universität Siegen und niedergelassenen Hausarztpraxen die wissenschaftliche Projektstudie „Telemed@ATN – Digitalisierung und Vernetzung der städtischen Gesundheitsversorgung“ durch.
Mit einem gemeinsamen Kick-off-Termin Anfang Juni ist das Vorhaben Telemed@ATN in die Umsetzung gestartet. Bei dem Projekt handelt es sich um eine Kooperation zwischen der Hansestadt Attendorn und der Digitalen Modellregion Gesundheit Dreiländereck (DMGD). In einer einjährigen Studie werden verschiedene Aspekte der Digitalisierung und Vernetzung in der städtischen Gesundheitsversorgung aufgegriffen und behandelt. So sollen Möglichkeiten erforscht werden, um die gesundheitliche Versorgung nachhaltig sicherzustellen und für diese ein geeignetes Geschäftsmodell nach dem Public-Private-Partnership-Ansatz zu entwickeln, in dessen Rahmen eine intersektorale Vernetzung aller Akteure im städtischen Gesundheitswesen stattfinden soll.
Aktuellen Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung begegnen
Fest steht, dass sich immer weniger Ärztinnen und Ärzte für eine Niederlassung im ländlichen Raum entscheiden. Hinzu kommt, dass aktuell über 90 % der Hausärzt*innen im Attendorner Stadtgebiet bereits über 50 Jahre alt sind. Die demographische Entwicklung wird die Situation in der medizinischen Versorgung in den kommenden Jahren noch verschärfen – und die Sicherung insbesondere der hausärztlichen Versorgungslage in der Hansestadt Attendorn ist perspektivisch angespannt. Hier setzt Telemed@ATN an: Gemeinsam mit den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten im Stadtgebiet sollen Handlungsempfehlungen für eine digital unterstützte Gesundheitsversorgung erarbeitet werden. Um dieses Ziel zu erreichen, werden leitfadengestützte Interviews mit Ärztinnen und Ärzten, Vertreterinnen und Vertretern städtischer und intersektoraler Gesundheitsakteure sowie Unternehmen und Personen aus dem öffentlichen Sektor geführt. Auch die Bürgerschaft soll einbezogen werden – geplant ist dafür eine Bürgerbefragung.
Von der Patientenmobilität zur Datenmobilität
Der Einsatz neuer technischer Möglichkeiten kann eine entscheidende Unterstützung sein, um den Herausforderungen, mit denen sich der Gesundheitssektor konfrontiert sieht, zu begegnen, und die gesundheitliche Versorgung auch in ländlichen Regionen sicherzustellen. Entscheidend ist dabei der Weg von der Patientenmobilität hin zur Datenmobilität. Vor diesem Hintergrund werden in der Digitalen Modellregion Gesundheit Dreiländereck verschiedene innovative Ansätze erforscht und erprobt, die unter anderem mit einer Entlastung der Ärzt*innen und einer höheren Flexibilität aufseiten der Patient*innen verbunden sind. So wird etwa im Projekt DataHealth Burbach das sogenannte Vitaldatenmonitoring in die Anwendung gebracht, wobei Patient*innen (oder Pflegende, Familienangehörige) die Messung von Gesundheitswerten selbst durchführen und diese dann über ihr Smartphone an die Hausarztpraxis übermitteln, wo sie von Ärztin oder Arzt eingesehen und bewertet werden können. Denkbar ist sogar, dass Gesundheitsdaten zukünftig durch künstliche Intelligenz automatisch ausgewertet werden, was zu einer noch größeren Entlastung der Ärztinnen und Ärzte führen und sich positiv auf die Qualität des Erkennens in der Prävention sowie die Qualität der Diagnostik auswirken könnte. Auch diese Zukunftsvision wird innerhalb der DMGD diskutiert.
Bürgernah und bedarfsorientiert forschen
Eine besondere Rolle spielen in den DMGD-Forschungsprojekten – so auch bei Telemed@ATN – die Perspektiven der ansässigen Ärzt*innen und Bürger*innen, denn eine digitale Unterstützung der Gesundheitsversorgung kann nur dann funktionieren, wenn sie bedarfsorientiert ist und wenn die innovativen Verfahren allen Beteiligten einen Mehrwert bieten. Die Bedarfsermittlung, Akzeptanzforschung und die anschließende Evaluierung neuer Versorgungsmodelle sind deshalb wichtige Grundpfeiler von Telemed@ATN.
Zum Ende des Projektes sollen die mit den Interviews und der Bürgerbefragung verbundenen Erkenntnisse in die Anwendung gebracht und im Rahmen sogenannter „In-Praxi-Tests“ in den teilnehmenden Hausarztpraxen erprobt werden.