Vortrag: Prof. Dr. Claudia Müller über Digitalisierung in alternden Gesellschaften

Vortrag von Prof. Dr. Claudia Müller über „Digitalisierung in alternden Gesellschaften: Praxeologische Ansätze der Informatik“ im Rahmen der Forschungsgruppe „Digitale Praxis“ der DMGD der Universität Siegen.

Am 18. November gewährte Prof. Dr. Claudia Müller, Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insbesondere „IT für die alternde Gesellschaft“ an der Universität Siegen, Einblicke in ihre Forschungstätigkeit. Unter dem Titel „Digitalisierung in alternden Gesellschaften: Praxeologische Ansätze der Informatik“ stellte sie zwei Projekte im Kontext von Lernräumen vor, die sich interdisziplinär mit der Gestaltung robotischer Systeme in der Pflege beschäftigen. Den digitalen Vortrag organisierte die Forschungsgruppe „Digitale Praxis“ der Digitalen Modellregion Gesundheit Dreiländereck (DMGD) an der Universität Siegen.

In ihrem Vortrag „Digitalisierung in alternden Gesellschaften: Praxeologische Ansätze der Informatik“ ging Prof. Dr. Claudia Müller auf die Relevanz der Gestaltung interdisziplinärer Lernräume für die IT-Forschung bis hin zur Aneignung von IT-Maßnahmen ein. Anders als die traditionelle Informatik setzt die Sozio-Informatik auf einen praxeologischen Zugang zu Forschung und Design. Dafür bedarf es eigener Ansätze und Methoden wie das Design von Case Studies, die in Zusammenarbeit mit Akteur*innen aus unterschiedlichen Disziplinen durchgeführt werden. Deren Gestaltung selbst lässt sich als soziale Praxis erfassen und die Kontextualität der Forschungsergebnisse bleibt dabei erhalten. Um das zu vertiefen, präsentierte Prof. Dr. Claudia Müller zwei Projektbeispiele.

Das wissenschaftliche BMBF-Begleitprojekt BeBeRobot widmete sich Lernräumen auf Makroebene: Wie soll Robotik in Zukunft aussehen und wie kann sie älteren Menschen helfen? Das Projekt zielte darauf ab, Begründungs- und Bewertungsmaßstäbe von Robotik für die Pflege zu entwickeln. Im Begleitprojekt ging es vor allem darum, die Projektpartner*innen und Wissenschaftler*innen in einen gemeinsamen Wissensaustausch zu bringen. „Man muss Lernen viel mehr als Teil solcher Projekte sehen, auch langfristig“, so die Professorin. Eine Auseinandersetzung mit Lernräumen auf Mikroebene ermöglichte die autoethnografische Studie zu Praktiken und Haltung von Altenheim-Betreuungskräften gegenüber robotischen Haustieren. Dazu wurden sogenannte Companion Pets in Gestalt von Katzen und Hunden, die Tierverhalten imitieren, im Altenheim eingesetzt. Es zeigte sich unter anderem, dass die Nutzung von robotischen Haustieren durch die Altenheimbewohner neue Situationen hervorrief, für deren situierte ethische Bewertung das Pflegepersonal auf Aushandlungsräume und Anleitungen angewiesen ist. Partizipative Projekte wie dieses benötigen und bieten Potential für interdisziplinäre Lernräume, lautete das Fazit.

Prof. Dr. Claudia Müller ist Professorin am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insbesondere „IT für die alternde Gesellschaft“, an der Universität Siegen. Sie ist im Vorstand der iSchool – School of Media and Information sowie Mitglied im Zentrum für Planung und Entwicklung Sozialer Dienste (ZPE). Ihre Projekte zielen ab auf die Unterstützung und Verbesserung der sozialen Inklusion, Mobilität und Autonomie älterer Menschen, um die Lebensqualität und den Gesundheitszustand im höheren Alter zu stärken. Die praxisbasierte als auch partizipative Gestaltung von sozio-technischen Infrastrukturen sowie digitaler Lösungen steht dabei im Vordergrund.

Die interdisziplinäre und intersektorale Zusammenarbeit ist ein Kernmerkmal der Forschungsgruppe „Digitale Praxis“. Diese fachliche Diversität spiegelt sich auch in den regelmäßig stattfindenden Vorträgen wider. Die Forschungsgruppe wird zusammen mit der DMGD in der neuen Zentralen Wissenschaftlichen Einrichtung „Zentrum für interdisziplinäre Gesundheitsforschung“ aufgehen.

Im vergangenen Monat hielt Dr.-Ing. Mubaris Nadeem, Mitglied der Arbeitsgruppe Medizinische Informatik und Graphbasierte Systeme (.MIGS) der Universität Siegen, einen Vortrag über Wissensgraphmodelle in der Notfallversorgung. Zum Artikel: dmgd.de/2025/10/28/vortrag-nadeem

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