Zur Sicherstellung der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum wird der Einsatz telemedizinischer Angebote zukünftig unerlässlich sein und eine notwendige Ergänzung zur hausärztlichen Versorgung darstellen. Gerade der Einsatz von Videosprechstunden rückt im Zuge der Corona-Pandemie weiter in den Vordergrund und bietet die Chance zur ortsunabhängigen und zügigen Kommunikation mit dem Gesundheitspersonal. Die Einbindung von telemedizinischen Ansätzen in vernetzte regionale Versorgungsmodelle gehört zu den wichtigsten Zukunftsaufgaben des Gesundheitssystems.
In der Studie „DigiDocs“ wird die Entwicklung eines überlokalen digitalisierten Praxis- und Behandlungskonzepts für junge Mediziner*innen, das Telemedizin und Präsenzsprechstunde kombinieren soll, vorgestellt. Gefördert wird dieses Vorhaben von der Stadt Lennestadt. Um die gesundheitliche Versorgung in Lennestadt auch in Zukunft sicherstellen zu können, müssen verschiedene Perspektiven berücksichtigt werden. Dies wird in der Studie durch eine Zusammenarbeit mit der Lebenswissenschaftlichen Fakultät der Universität Siegen und mehreren Hausarztpraxen realisiert, die an dem Projekt teilnehmen und ihre Expertise beisteuern. Getestet wird dabei neben der wissenschaftlichen Machbarkeit die medizinisch-technische Durchführbarkeit, um die Präsenzsprechstunde durch telemedizinische Anwendungen zu entlasten. Insgesamt waren 10 der in und um Lennestadt ansässigen Ärzt*innen an gemeinsamen Workshops, Interviews und Umfragen beteiligt. Zudem wurden die umfangreiche Befragungen mit Lennestädter Bürger*innen sowie Patient*innen durchgeführt.
Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, dass Ärzt*innen der Videosprechstunde als Konzept generell offen gegenüberstehen, auch wenn sie zum Teil Bedenken äußern. Besonderen Wert legen sie auf das Arzt-Patienten-Verhältnis, das häufig als gefährdet eingeschätzt wurde, wenn die Sprechstunde online erfolgt. Anhand der Bürger*innenbefragung wird hingegen deutlich, dass unter den Befragten eine große Sorge hinsichtlich der zukünftigen Gesundheitsversorgung herrscht und unter Berücksichtigung der Corona-Pandemie – als Treiber der Digitalisierung im Gesundheitswesen – ein Handlungsfenster geschaffen wird, das mit großer Offenheit gegenüber neuen, digitalisierten Optionen durch alle Altersgruppen hinweg einhergeht. Für die optimale Implementierung von innovativen Versorgungsmodellen sind die Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure und eine gemeinsame Lösungsfindung elementar.
Projekt-Meilensteine
01. August 2020
Projektstart: Gemeinsam mit Lennestadt und den dort niedergelassenen Ärzt*innen entwickelt das FoKoS ein überlokales digitalisiertes Praxis- und Behandlungskonzept für junge Mediziner*innen.
19. August 2020
Erster Ärzteworkshop im FoKoS zum Auftakt des DigiDocs-Projekts
„Es soll eine praxisbezogene, praktikable Lösung entwickelt werden, die für unsere Situation in Lennestadt passt, aber auch in andere Regionen übertragbar ist – also ein Pilotprojekt darstellt“, so Lennestadts Bürgermeister Stefan Hundt (Foto).
11. November 2020
Start der Bürgerbefragung
Vom 11. November bis zum 20. Dezember hatten die Bürgerinnen und Bürger von Lennestadt die Gelegenheit, sich an der Online-Umfrage zu den Themen Telemedizin und Zukunft der Gesundheitsversorgung zu beteiligen.
24. Februar 2021
Erste Trends aus der Bürgerbefragung
1300 teilnehmende Bürgerinnen und Bürger – über diese hohe Beteiligung zeigten sich die Verantwortlichen der Universität Siegen sehr erfreut. Die Auswertung ist noch nicht gänzlich abgeschlossen, lässt jedoch bereits eine mehrheitliche Aufgeschlossenheit gegenüber telemedizinischen Anwendungen erkennen.
15. Mai 2021
Start der Patient*innenbefragung
Die Patient*innen aller acht kooperierenden Lennestädter Hausarztpraxen waren dazu eingeladen, an der Befragung teilzunehmen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden mit den bereits vorliegenden Ergebnissen aus den Ärzt*innen-Interviews und der Bürger*innenbefragung zusammengeführt.
26. Mai 2021
In-Praxi-Tests
Im digital veranstalteten, dritten Ärzteworkshop mit den beteiligten Lennestädter Hausärzt*innen und den wissenschaftlichen Mitarbeitenden des DigiDocs-Projekts wurden die Ergebnisse aus der Bürger*innen-Befragung sowie die Umsetzung der In-Praxi-Tests diskutiert, bei denen eine erweiterte Videosprechstunde simuliert werden soll.
17. August 2021
Abschlussworkshop mit den Lennestädter und Kirchhundemer Ärzt*innen
Im abschließenden Workshop wurden die Ergebnisse aus den Befragungen und In-Praxi-Tests gemeinsam mit den teilnehmenden Ärzt*innen besprochen und potenzielle Ansätze für ein Entwicklungsprojekt diskutiert.
31. August 2021
Vorstellung der Studienergebnisse im Lennestädter Ausschuss für Schule, Kultur, Sport und Soziales
Dr. Olaf Gaus präsentierte in der Sitzung die wichtigsten Erkenntnisse aus der einjährigen Machbarkeitsstudie und stellte mögliche Szenarien für eine Fortführung der Kooperation vor.
August/September 2021
Erstellung des Projektberichts
Bündelung der Ergebnisse und Veröffentlichung im Rahmen der Studienreihe wissen+.
Presseschau
Download der Studienergebnisse
Die Studie „DigiDocs“, die in Kooperation mit der Stadt Lennestadt und dort ansässigen Hausärzt*innen durchgeführt wurde, ist abgeschlossen. Die zugehörige Publikation mit dem Titel „Telemedizin der hausärztlichen Versorgung“ steht nun zum Download zur Verfügung.
Projektstatus
Projektleiter
Projektpartner
Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte in Lennestadt, Sprecher Dr. med. Andreas Umlauf
Beteiligte Lehrstühle:
Lebenswissenschaftliche Fakultät, Prodekan Health Care, Prof. Dr. med. Veit Braun
Lehrstuhl für Medizinische Informatik und Mikrosystementwurf, Prof. Dr. Rainer Brück
Seminar für Sozialwissenschaften, Fachgebiet Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Sozialpolitik, Prof. Dr. Christoph Strünck
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